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Tastingnotes & Whiskyblog

Glenlochy

Die Brennerei Glenlochy wurde 1898 mit Ankauf eines Grundstücks durch die Glenlochy Fort William Distillery Company im Örtchen Inverlochy bei Fort William gegründet. Initiator war David McAndie, Weinhändler und Inhaber der Brennerei Glencawdor (oder auch Glen Cawdor). Mitinhaber des neuen Unternehmens wurde unter anderem James Grant, Eigentümer von Highland Park. Im Jahre 1901 nahm die neu errichtete Brennerei ihren Betrieb auf. Damit war sie die dritte aktive Brennerei vor Ort, die anderen beiden waren die Ben Nevis Distillery sowie die Nevis Distillery.
Im Vergleich zu den den beiden anderen Brennereien sollte Glenlochy mengenmäßig an Ben Nevis heranreichen (3000 Gallonen die Woche), jedoch wurden die ursprünglichen Pläne noch einmal geändert. Die Mälzerei wurde in der Bauphase halbiert und stattdessen in ein Lagerhaus umgebaut, auch verzichtete man auf einen Washback. Die Kapazität betrug bei Eröffnung noch 1500 Gallonen die Woche. Diese Reduzierung wird wohl eine direkte Reaktion auf die Auswirkungen des Pattison-Crashs gewesen sein.

Auch in den Folgejahren wurde Glenlochy durch die Whiskykrisen der damaligen Zeit geprägt, ab 1913 stand das Unternehmen zum Verkauf und wurde 1917 stillgelegt. Nach einem Besitzerwechsel floß ab 1922 wieder Whisky, ab 1934 folgten wiederum Eigentümerwechsel. Ende 1934 ersteigerte Thomas L. Rankin die Brennerei für einen Spottpreis von 850,00 Pfund, wohl mit dem Ziel Glenlochy abzureißen und die Grundstücke zu verwerten. Auch die Brennereien Gartloch und Bo’ness wurden Opfer seiner Unternehmungen. Schlussendlich blieb Glenlochy von diesem Schicksal verschont und wurde 1937 abermals verkauft. In der Folge konzentrierten sich die Anteile im Unternehmen Train & McIntyre, welches 1953 von der Distillery Company Ltd (DCL) aufgekauft wurde. Im Rahmen des damaligen Hypes wurde noch einmal investiert und ab 1959 Glenlochy modernisiert. Hier bekam die Brennerei nun auch ihren vierten Washback. Die Mälzerei war bis 1969 in Betrieb, anschließend kam das Malz von Lochaber (das war die 1908 geschlossene Nevis Distillery, die Mälzerei gab es noch).

Ab 1981 wurde die Brennerei dann Opfer der nächsten Whiskykrise, zuerst drosselte man noch die Produktion und setzte diese bereits 1981 für vier Monate komplett aus. Am 31. Mai 1983 sollte Glenlochy dann für immer geschlossen werden. In der Folge wurden Teile von Glenlochy abgerissen, andere in Wohnraum umgebaut.


Aktuelle Beiträge

Glenlochy 1969 - 1995, 25 Jahre, 62,2%. Rare Malts Selection.

Foto: Whiskybase

Nase: Altes Leder, Schuhcreme und Kunststofffasern, dazu fruchtige Aromen sowie ein wenig Holzasche. Dann kommen Zitronenkuchen, Birnenkompott und Limetten, aber auch Apfelmus, altes Papier und ein wenig Pappe. Im Hintergrund halten sich Gräser und einzelne Kräuter, die ich nicht näher beschreiben kann. Wirklich schön.

Gaumen: Schmutzig, fruchtig, süß. Kohleofen, Asche, Waffenöl. Dann aber auch Fenchel in Butter, Sahne und flambierte Birne, Zitronentarte, schwarzer Pfeffer und Austern. Zwischendurch muss ich auch an Granola denken.

Abgang: Sehr lang, gibt den Geschmack gut wieder, wird nur langsam etwas trockener und baut angenehme Eichenaromen auf. Dazu Bücherstaub, Birnen, Leder, Limetten und Asche.

Fazit: Glenlochy... auch diese Abfüllung zeigt mal wieder, wie schade es um die Brennerei und ihren Stil ist. Ein nahezu perfekter Whisky alter Schule. 91/100 Punkte (2025)


Glenlochy 1980 - 2015, 35 Jahre, 51,5%. Signatory Vintage. Ausbau: Hogshead Nr. 3232

Foto: Kirsch Import

Nase: Ölig, dampfend, wahnsinnig starke und zugleich elegante Kräuteraromen. Lorbeer, Pfefferminze, Eukalyptus, Heuwiese, Laub. Und dahinter aber auch richtig schön fruchtig. Ich finde Honigmelone, Pfirsich, saftige Aprikosen, Limette und Kiwi. Dazu etwas Tabak und Zedernholz sowie frisch polierte Eichenholzmöbel.

Gaumen: Leder und altes Papier, Melisse, Minze und etwas Salbei, Kampfer und anschließend erkalteter Kräutertee mit Honig und einem Spritzer Zitrone. Dazu Menthol-Zigaretten und eine Mischung aus braunem Zucker sowie einer zarten Spur Meersalz.

Abgang: Lang und reif. Möbelpolitur, Leder, Marzipan, Blutorangen, Limette, ein Hauch von Pfeffer, Bienenwachs.

Fazit: Tiefgründig, komplex, elegant. Ein traumhafter Glenlochy der Spitzenklasse. 94/100 Punkte (2025)


Frühere Beiträge 

Glenlochy 1974, 40% alc.  Abfüller: Gordon & MacPhail

Nase: Orangensaft, Zedernholz und milde Tabakaromen im ersten Eindruck. Danach Mango und Zuckerwatte, Holzwürze, Eiche und Eukalyptus. Der Glenlochy wirkt robust, trocken und komplex. Im Hintergrund halten sich ein ganz mildes Raucharoma sowie eine Prise Meersalz.

Gaumen: Wieder sehr robust. Erst Sommeräpfel und Hölzer, dann Menthol. Karamell und fleischige Aromen folgen, zarte Bitterstoffe kommen auf: Mandeln, Eichenholz und bunter Pfeffer.

Abgang: Sehr lang, wirkt anfangs ziemlich mild, kommt aber noch einmal mit viel Holz wieder. Pfeffer, Gewürze, Heidekraut und milder Torfrauch.

Fazit: Hammermalt! 91/100 Punkte (2015)



 
 
 
 
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